Die Brennessel – die Amazone unter den Wildkräutern

Ich liebe und verehre die Brennnessel! Unter all den geschätzten Wildkräuter hat sie sich zu meinem absoluten Lieblingskraut entwickelt. Ohne sie hätte ich vielleicht viele Dinge in meinem Leben, vor allem im fortgeschrittenen Alter nicht mehr machen können. Ich verdanke ihr die Heilung meiner lebenslangen Anämie. Ich bin dieser kraftvollen, wehrhaften Pflanze zutiefst dankbar. Sie hat mir nicht nur geholfen meine Blutwerte zu verbessern und über Jahrzehnte angesammelte Giftstoffe auszuleiten, sie hat mir nach einem Burn Out wieder zu Kraft und Zuversicht verholfen und mir die verloren gegangene Lebensfreude und Lebensenergie zurückgebracht. Wo auch immer ich bin, die Brennnessel ist um mich, beschützt mich und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. DANKE, du wunderbare Begleiterin!

In meiner Abschlussarbeit zur zertifizierten Kräuterpädagogin habe ich die Brennnessel ausführlich beschrieben und gebe die wertvollen Informationen über dieses Wunder der Natur gerne weiter.

Allgemeines

Die wilde Amazone unter unseren Wildkräutern, eindrucksvoll und mächtig in ihrer Erscheinung, bewaffnet mit unzähligen Brennhaaren, immer in Gruppen von raubeinigen Kriegerinnen angeordnet und immer bereit sich vor unvorsichtigen Gesellen zu schützen, zählt bis heute zu den am häufigsten verwendeten Wildpflanzen.

Als beißende und stechende Pflanze trägt die Brennnessel eindeutig die Signatur des Planeten Mars. Sie ist widerstandsfähig und wehrhaft, voller Kraft und Vitalität. Sie hat zwar weder Dornen noch Stacheln, doch ihre Brennhaare reichen aus um Fressfeinde in die Flucht zu schlagen. Das, dem Mars zugeordnete Metall ist das Eisen und davon liefert uns die Brennnessel reichlich. Sie ist sogar der beste Eisenlieferant unter all den Heilpflanzen.

Die mächtige Kriegerin, beherrscht vom Kriegsgott Mars, scheint, obwohl sie so unnahbar und auf Distanz bedacht ist, den Menschen geradezu zu verfolgen. Wir brauchen nicht allzu weit zu gehen um die erste Brennnessel zu finden. Oft steht sie gleich hinter dem Haus und sogar in Städten ist sie, auf noch so kleinen, übrig gelassenen Stücken Erde zu finden. Wo immer sich der Mensch auch niederlässt, es folgt ihm die Brennnessel. In der Stadt, am Land, auf Bauernhöfen, bei Betriebsstätten, Schutthalden, Schottergruben, bei verlassenen Berghütten, ja selbst bei schon längst verlassen Siedlungen, die schon vom Gras überwuchert sind, finden wir die Brennnessel.

Sie wächst besonders gern an Plätzen an denen wir unseren Müll und unsere Ausscheidungen hinterlassen haben, dort wo sich Harnstoffe und andere Abfallstoffe angesammelt haben. Unsere wehrhafte Amazone scheint damit gut umgehen zu können und zu versuchen wieder Ordnung und Harmonie in das Bodenleben zu bringen. Vor allem dort, wo der Mensch alles durcheinander gebracht hat, auf Schuttplätzen, aufgelassenen Fabriksgeländen, auf Kahlschlägen, bei verlassenen Ruinen wuchert sie besonders gerne und bringt wieder Gleichgewicht in das vom Menschen verursachte Chaos. Sei es im Außen oder im Innen. Denn der Mensch versteht es gut auch seinen eigenen Körper zu verschmutzen und zu schwächen. Auch hier kämpft die Brennnessel, wenn wir sie lassen, gegen Giftstoffe, Verschlackungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.

Mit ihren langen und weit verzweigten Wurzeln wirkt sich die Brennnessel auch positiv auf das Bodenleben aus und erschließt die Erde für die Bildung von neuem Humus. Sie wandelt Stickstoff um und liefert der Erde Mineralstoffe über ihre abgestorbenen Teile. Diese Eigenschaften können ganz gezielt im Garten eingesetzt werden wie z.B. beim Obstanbau. Brennnesseln unter den Obstbaum gesetzt können den Ertrag erhöhen, neben Küchenkräutern oder Duftkräutern angebaut, erhöhen sie das Aroma und den Duft dieser Pflanzen. Schon Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie empfahl die Brennnessel zur Verbesserung des Bodenlebens.

Wie eine echte Amazone also, kämpft die Brennnessel für Mensch und Mutter Natur. Für Gleichgewicht, Fortbestand, Verbesserung, Reinigung, Entgiftung und das gesunde, vor Kraft strotzende Leben an sich. Wie wenn sie schon immer gewußt hätte, dass dem Menschen nicht zu trauen ist, behält sie ihn im Auge und steht ihm zur Seite wenn er sie braucht. Doch sie weiß auch gut, wie sie sich vor der Gier des Menschen schützen kann. Wer weiß ob wir sie nicht schon ausgerottet hätten wo sie doch für so viele Dinge nützlich ist.

Nun sehen wir uns diese erstaunliche Pflanze genauer an und betrachten zuerst einmal ihre Erscheinung und Wuchsform.

 

Botanische Merkmale

Die Große Brennnessel (Urtica dioica) gehört zu der Familie der rosenartigen Brennnesselgewächse (Urticaceae), diese zählt insgesamt 45 Unterarten. Die Große Brennnessel und die Kleine Brennnessel (Urtica urens) sind die am meisten verbreiteten Arten und kommen in ganz Europa, im Norden Asiens und Amerika vor. Die Große Brennnessel ist mehrjährig und erreicht eine Wuchshöhe von 1,5 m. Ich habe jedoch Exemplare gesehen, die an die 2,5 m erreicht haben. Sie ist zweihäusig (dioica), d.h. es gibt eine weibliche und eine männliche Pflanze. Die Kleine Brennnessel ist einjährig, wird höchstens 0,5 m hoch und ist einhäusig, d.h. männliche und weibliche Blüten befinden sich auf einer Pflanze.

Die Kleine Brennnessel hat eher rundliche, kleinere Blätter die einen grünlichen Glanz bilden. Die Blätter der Großen Brennnessel hingegen sind stumpfgrün, länglich und spitz zulaufend. Die Kleine Brennnessel sticht und brennt viel mehr als ihre große Schwester. In ihrer Wirkungsweise sind sich die Beiden jedoch sehr ähnlich und Unterschiede in ihrer Heilkraft sind nicht bekannt.

Der Stengel der Nesseln ist vierkantig, verzweigt oder unverzweigt, aufrecht, aufsteigend oder ausgebreitet und mit Haaren übersäht. An ihm reihen sich die grob gesägten, gestielten Blätter in strenger Anordnung gegenständig auf. Jedes Blattpaar bildet mit dem vorigen ein Kreuz. Dies kann man besonders gut erkennen, wenn man die Pflanze von oben betrachtet. Man kann diese Wuchsform auch „kreuzgegenständig“ nennen. Die Blattspreiten sind ellipitisch, lanzettlich oder eiförmig und besitzen meist drei bis sieben Blattadern.

Die Blüten sind sehr unscheinbar. Auf eine besondere Blütenpracht legt unsere Amazone offensichtlich keinen großen Wert. Die relativ kleinen, unauffälligen, immer eingeschlechtigen Blüten sind zwei- bis sechs-, meist jedoch vier- bis fünfzählig. Die weiblichen Blütenstände bilden eine hängende Blütenrispe während die männlichen Blüten aufwärts und horizontal gerichtet sind. Sie formen kleine vierstrahlige Sternchen, die vier Zacken sind vor der Bestäubung nach innen aufgerollt. Bei Wärmereiz öffnen sie sich ruckartig um eine Blütenstaubwolke auszusenden. Die Früchte (Samen) der Brennnessel fallen schon etwas üppiger aus und werden von unserem Auge besser wahrgenommen. Sie bleiben lange an der Pflanze hängen, auch wenn schon die Blätter abgefallen sind, kann sie noch immer Früchte tragen. Diese erinnern an kleine Trauben und sind rispenförmig angeordnet. Je reifer sie werden desto brauner wird ihre Farbe.

Die Wurzel der Brennnessel ist ein weit verzweigtes Netz aus dünnen Wurzelarmen. Aus all diesen Armen können sich neue Sprosse bilden und, zuerst purpurrot gefärbt aus der Erde wachsen. Erst einige Zentimeter über dem Erdboden beginnen die Blätter grün anzulaufen. Auch die Sprosse sind von Anfang an mit Brennhaaren ausgestattet.

Das markanteste Merkmal der Brennnessel sind wohl ihre Brennhaare. Diese übersähen die gesamte Pflanze, hauptsächlich an der der Oberseite der Blätter und am Stengel. Durch das Mikroskop geschaut, erkennen wir, dass diese Brennhaare flaschenförmige, von Kieselsäure umkleidete Gebilde sind, die am Ende ein kleines Köpfchen tragen. Dieses bricht bei der kleinsten Berührung ab und ein ätzender Saft bestehend aus Acetylcholin, Ameisensäure, Histamin, Serotonin und Natriumformiat, dem Salz der Ameisensäure, fließt aus. Beim Abbrechen der Kieselsäure-Spitzen zersplittern diese und fügen der Haut eine kleine Verletzung zu.

Das herausfließende Brennnessel-Sekret kann ungehindert in die Haut eindringen und verursacht sofortige Reaktionen. Die Ameisensäure wirkt brennend und ätzend, der Entzündungsbotenstoff Histamin sorgt für die Schwellungen und den Juckreiz, das Acetylcholin, dass auch im Hornissengiftstoff vorkommt, verstärkt den Schmerz. Zum Brennen und Juckreiz kommen nun auch noch Bläschen, die über mehrere Stunden bis Tage bleiben können.
Wie sehen also, unsere Amazone kann sich hervorragend gegen Fressfeinde wehren. Wer weiß, vielleicht hätten wir ohne diese unangenehme Wirkung die Brennnessel, die ja von vielen Menschen noch immer als Unkraut bezeichnet wird, schon ausgerottet.

Die Blütezeit der Brennnessel ist von Mai – Oktober. Gesammelt werden die frischen Pflanzenteile für eine Frühjahrskur von März – Juni, Vorratssammlung für Tee kann von März – September stattfinden, für die kulinarische Verwendung kann die Brennnessel von März bis Oktober gesammelt werden. In den Sommer/Herbst hinein werden die neuen Triebe gesammelt. Die Samen sammeln wir im September/Oktober und die Wurzeln werden im September – November ausgegraben.

Die Standorte der Brennnessel sind feucht, nährstoffreich und meist in der Nähe von Menschen, sie ist ein sogenannter Kulturfolger. Sie liebt Schuttplätze, Wegränder, Stallungen, verlassene Siedlungen. Sie ist ein Stickstoffanzeiger und im Wald ein Feuchtigkeitsanzeiger. Brennnessel findet man nie alleine, sie wuchern immer in Gruppen.


Die Brennnessel ist eine beliebter Tummel- und Brutplatz für Schmetterlinge. Besonders drei Arten hegen eine intensive Beziehung zur Brennnessel: Der kleine Fuchs, das Tagpfauenauge und der Admiral umschwärmen die Brennnessel innig. Sie legen ihre Eier auf die Brennnessel und die geschlüpften Raupen ernähren sich ausschließlich von Brennnesselblättern. Dazu schrieb Konrad Lorenz: „Es gibt kein Unkraut, höchstens Wildkraut. Die Brennnesseln genießen meinen besondern Schutz, seit ich weiß, dass sie Nahrungspflanze des Tagpfauenauges sind, einem der schönsten Schmetterlinge.

 

Historisches

Unsere wehrhafte Kriegerin hat eine lange Geschichte und war schon den Germanen heilig. Dort war sie dem Donner- und Blitzgott und Herrscher über Fruchtbarkeit und Potenz „Donar“ oder „Thor“ geweiht. Daher aßen die Germanen an bestimmten Feiertagen ein Brennnesselgericht um Fruchtbarkeit und Potenz zu steigern bzw. zu erhalten.

Der griechische Arzt Dioskurides setzte bereits im 1. Jahrhundert die Brennnessel bei Geschwüren, Drüsenentzündungen, Verrenkungen, Hundebissen u.v.m. ein. Zur Steigerung der Libido und bei Gebärmutterproblemen empfahl er Folgendes: „Der Same, mit Rosinenwein getrunken, reizt zum Beischlaf und öffnet die Gebärmutter“.

Auch der bedeutendenste Arzt der Antike, Hippokrates (460 v. Chr.), wusste um die mächtige Kraft der Brennnessel Bescheid und bezeichnete sie als wichtigste Pflanze zur Blutreinigung. Paracelsus (16. Jhdt.) betrachtete die Brennnessel, die nach seiner Lehre dem Planeten Mars zugeordnet wird, als Pflanze, die wie ein Soldat durch den Körper marschiert, und alles, besonders alle Gefäße „durchputzt“.

In der deutschen Heilkunde besaß die Brennnessel bereits im frühen Mittelalter einen hohen Stellenwert. Sie wurde in zahlreichen Rezepturen im Lorscher Arzneibuch (8. Jhdt.) verwendet und war ein oft eingesetztes Heilkraut der berühmten Äbtissin Hildegard von Bingen. Bei Vergesslichkeit empfahl sie: „Wenn ein Mensch gegen seinen Willen vergesslich ist, der nehme Brennessel und zerstoße sie bis zum Saftigwerden und setze dem eine mäßige Menge Olivenöl zu, und wenn er schlafen geht, soll er damit Brust und beide Schläfen einsalben. Er soll das oft machen, und die Vergesslichkeit in ihm nimmt ab.“

Albrecht Dürer betrachtete die Brennnessel als eine „von Gott geschenkte Pflanze“, was in seinem Bild, auf dem ein Engel mit einer Brennnessel in der Hand zum Thron des Allmächtigen emporfliegt, zum Ausdruck kommt.

Viele Dichter der Antike betrachteten die Brennnessel als Aphrodisiakum. Bekannte Größen wie Horaz und Ovid haben die Brennnessel besungen. Der römische Dichter Ovid empfahl in seinem berühmten Buch „Ars Amandi“ („Liebeskunst“) einen Liebestrank, dessen wesentlicher Bestandteil Brennnesselsamen sind.
Durch die Steigerung der Libido und der Manneskraft war dieses Kraut wohl oder auch deshalb in den mittelalterlichen Klöstern verboten.

 

Volksglauben

Die Große Brennnessel hat im Volksmund viele Namen, so ist sie u.a. auch unter Große Neddel, Tausendnessel, Hanfnessel, Saunessel, Donnernessel oder Donnernettel, aber auch als Estekraut, Gischtrute oder Teufelskraft bekannt.

Viele Geschichten ranken sich im Volksglauben um die Brennnessel. Neben ihrer Wirkung als Blitz- und Donnerpflanze war sie auch als Zauber- und Orakelpflanze bekannt. Noch heute legt man mancherorts bei Gewittern Brennnesseln ins Herdfeuer, damit der Blitz nicht einschlage. Folgendes Ritual sollte ebenso vor Blitzschlag schützen: Man sammelte Brennnesseln am Gründonnerstag und legte sie auf den Dachboden. Bei herannahenden Gewittern legte man einen großen Brennnesselbuschen auf die Gärbottiche um zu verhindern, dass das Bier während des Gewitters sauer wird.

Eine Brennnesselsuppe am Gründonnerstag gegessen sollte vor Geldmangel schützen. Noch heute wird in vielen Teilen Österreichs entweder Brennnesselsuppe oder -spinat oder ein anderes grünes Gericht am Gründonnerstag gegessen. Auch der Brauch am 1. Tag des Jahres, also am 1. Jänner ein Brennnesselgericht zu verspeisen um im neuen Jahr mit Fülle und Gesundheit gesegnet zu sein, hält sich noch in Teilen Österreichs und Deutschlands.

Um Dämonen abzuschrecken, Hexen und Zauberern den Zutritt zu verwehren und die Tiere in den Ställen zu schützen hängte man Brennnesselruten, vor allem am Johannitag, auf die Stalltür.
Man sagt der Brennnessel nach, dass sie nur an Plätzen wächst, wo sich zwei oder mehrere Erdstrahlen begegnen. Überhaupt meinte man, dass es an Plätzen wo die Brennnessel wächst, nicht mit rechten Dingen zuginge. Viele vermuteten dass die Brennnessel der Sitz eines dämonischen Wesens, ja sogar des Teufels sei. Der Spruch aus dem Kräuterbuch des Dodonäus (16. Jhdt.) passt sehr gut zu dieser Vorstellung: „Das Kraut kenn ich, sagte der Teufel und setzte sich genüsslich in einen großen Brennnesselbusch, gleich hinterm Haus“. Auch die Tatsache, dass der griechische Kriegsgott Mars, der Herrscher der Brennnessel, später mit dem Teufel identifiziert wurde, erklärt die vermutete Liebe zwischen dem Teufel und der Brennnessel, von der viele weitere Sprüche und Reime erzählen.
Nun beginnen wir, uns die Eigenschaften der Brennnessel zu Nutze zu machen und widmen uns den vielen Verwendungsmöglichkeiten unserer wilden Kriegerin.

 

ANWENDUNGSGEBIETE

Gerade heute in unserer schnelllebigen, hektischen Zeit, in der unser Körper und Geist oft bis auf´s Äußerste gefordert sind, kommt uns die wilde Brennnessel mit ihren unglaublichen Eigenschaften, unzähligen Inhaltsstoffen, ihrer Kraft und ihrer Vitalität wie gerufen.

 

Die Frühjahrskur

Am besten können wir die Eigenschaften unserer wilden Helferin im Frühjahr bei einer Frühjahrskur nutzen. Die Brennnessel hat speziell zu dieser Jahreszeit, wenn unser Körper vom langen Winter geschwächt und verschlackt ist, die Kraft uns zu entgiften und zu erneuern. Sie gibt uns einen richtigen Stubs und während der Kur hat man das Gefühl, Bäume ausreissen zu können.

Das macht die Frühjahrskur mit unserem Körper:
– unser Blut wird gereinigt und von Schwermetallen und Strahlungsrückständen befreit
– Niere und Blase werden angeregt,
– die Tätigkeit des Magen und Darms wird gefördert,
– die Bauchspeicheldrüse bekommt anregende Impulse,
– entzündliche Gelenkserkrankungen werden gemildert,
– Rheuma und Gicht werden verbessert,
– die Pflanzenhormone revitalisieren den Körper und verbessern das Immunsystem

Unser Körper wird während der Kur mit wichtigen Mineralien und Vitaminen nur so überschwemmt und kann alle Speicher wieder auffüllen. Vor allem der hohe Eisengehalt der Brennnessel, der in Kombination mir dem vorhandenen Vitamin C von unserem Körper ideal aufgenommen wird, lässt die Frühjahrsmüdigkeit im Nu verschwinden und sorgt für Kraft und Vitalität. Weitere Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium, Silizium und Phosphor werden gleich mitgeliefert. Andere wichtige Inhaltsstoffe sind Enzyme, Gerbstoffe, Hormone, Natrium, Kieselsäure, Schwefel, Phosphor, Vitamin A, C und E, Aminosäuren, ungesättigte Fettsäuren, Flavonoide und Kaffeesäurederivate. Was den Eiweissgehalt angeht, übertrifft die Brennnessel die meisten anderen Blattgemüse.

Einen Inhaltsstoff, der in der Brennnessel in großen Mengen vorkommt, möchte ich besonders hervorheben: das Chlorophyll. Gerade der Reichtum an diesem Farbpigment, das die Pflanzen grün färbt und eine der wichtigsten, lebensspendenden Substanzen ist, macht die Brennnessel zur besten Pflanze für eine erneuernde Frühlingskur. Die meisten Chlorophyll-Produkte werden aus der Brennnessel gemacht. Chlorophyll wird von den Pflanzen zur Photosynthese benötigt und ist wie grünes Sonnenlicht für unseren Körper. Es durchflutet uns mit Lebenskraft und Lebensfreude und verbindet uns mit der Natur in uns und um uns.

Chlorophyll unterstützt die Entgiftung von krebserregenden Stoffen, fördert die Regeneration von Strahlenschäden, beugt Demenz und Diabetes vor und behebt Eisen- und Magnesiummangel. Es verbessert und vermehrt unser Blut und reichert es mit Sauerstoff an.
Chlorophyll ist in ausreichenden Mengen nur in frischen Pflanzen enthalten, deshalb wird die Frühjahrskur mit frischen Brennnesseln durchgeführt. Hierfür werden sie mit einer Saftpresse zu Saft gepresst (REZEPT SIEHE S. 17). Dies funktioniert auch nur mit jungen Trieben, die älteren sind zu trocken um Saft abzugeben. Die Brennnessel zählt ja zu den trockensten Pflanzen!

Die Kur wird mit 3 Teelöffel frisch gepressten Brennnesselsaft begonnen. Dieser wird mit Wasser, Milch oder Buttermilch im Verhältnis 1:5 verdünnt. Jeden weiteren Tag wird die Dosis um einen Teelöffel gesteigert, bis man bei 10 Teelöffeln angelangt ist. Danach kann die Kur beendet oder verstärkend fortgeführt werden. Dabei reduziert man nun jeden dritten Tag um einen Teelöffel, solange bis man wieder bei 3 Teelöffel angekommen ist. Dies ist das Ende der Kur.

Durch die entgiftende Wirkung kann es zu Beginn zu Erstverschlimmerungen kommen. Eventuell können Kopfschmerzen, Hautunreinheiten, vermehrter Stuhlgang und Harndrang auftreten. Dies legt sich normalerweise innerhalb der ersten fünf Tage und ist ein gutes Zeichen, dass der Körper mit den Aufräumarbeiten begonnen hat.

Wer keine Gelegenheit hat, täglich frische Brennnesseln zu pflücken, kann sich einen Vorrat für drei Tage zulegen. Die Brennnesseln am besten in einem luftdichten Gefäß wie Plastiksackerl oder Plastikgefäß mit Deckel oder eingeschlagen in einem feuchten Tuch im Kühlschrank lagern.

Vor dem Auspressen werden die Brennnesseln gewaschen und danach mittels einer Saftpresse, die auch für das Pressen von Gerstengras- oder Weizengrassaft verwendet wird, pressen. Der frische Saft sollte sofort verwendet werden.
Die Kur kann im Herbst wiederholt werden. Im Zentrum der Herbstkur steht die Stärkung des Immunsystems. Der Körper lagert nun alle wichtigen Stoffe ein, die er in der kalten Jahreszeit dringend benötig. Bei dieser Kur können wir den frisch gepressten Brennnesselsaft mit Apfelsaft mischen.

 

Heilanwendungen der verschiedenen Teile

 

Aus den frischen und getrockneten Blättern kann ein heilsamer Tee zubereitet werden der z. B. bei folgenden Zuständen und Krankheiten empfohlen ist:
– Erkrankungen der Harnwege,
– Beschwerden beim Harnlassen,
– Rheuma, Gicht, Arthrosen,
– Ödeme,
– chronische Hautleiden,
– Nesselausschlag,
– körperliche und psychische Erschöpfung

Brennnesselteekur: Täglich 3 Tassen Brennnesseltee

 

Die Samen (eigentlich Früchte) der Brennnessel enthalten Pflanzenhormone, essentielle Fettsäuren, entzündungshemmende Stoffe und Stoffe die den Körper vitalisieren. In ihnen konzentriert sich die Energie der Brennnessel von Juni – September. Ihr großes Wirkfeld ist die Fortpflanzung, also alles was mit Sex zu tun hat.

– Verbesserung der Spermaproduktion bei Männern
– Förderung des Milchflusses bei Frauen
In der heutigen Naturheilkunde werden Tonika zubereitet die sich bei folgenden Anwendungen bewährt haben:
– zur Anregung der Körperfunktionen bei Erschöpfungszuständen,
– zur Rekonvaleszenz nach schwerer Krankheit,
– bei Wechseljahrsbeschwerden und gegen Stress,
– zur Leistungssteigerung

 

Die Wurzeln der Brennnessel werden mit großem Erfolg in der Behandlung von Prostataerkrankungen und bei Reizblase eingesetzt. Ihre Lignane (sekundäre Pflanzenstoffe) können das altersbedingte Wachstum der Prostata stoppen. Dem Mann sei geraten, früh genug mit dem Brennnesselwurzeltee oder einer Tinktur aus den Wurzeln zu beginnen, denn rückgängig kann eine Vergrößerung nicht mehr gemacht werden.

 

Alle Inhaltsstoffe der Brennnessel auf einen Blick: *
Kraut, Blätter: Flavonoide wie Glucoside und Rutinoside des Quercetins, Kämpfers und Isorhamnetins, Silikate, Scopoletin, Sitosterol, Kaffeesäureester, Leukotriene, Proteine, Fett, Kohlenhydrate, Nicotin, in den Brennhaaren Acetylcholin, Serotonin, Ameisensäure
Samen, Früchte: fettes Öl mit v.a. Linolsäure, Tocopherol, schleimbildende Polysaccharide, Carotinoide wie Carotin, Lutein, Violaxanthin
Wurzel: Lectin UDA (Urtica dioica Agglutinin), Isolectine, Polysaccaride wie Glucane, Glucogalacturonane, Arabinogalactan, Sitosterol, Sitosterolglucosid, Scopoletin, Phenylpropane wie Lignane, Lignanglucoside, Ceramide, Fettsäuren, Monoterpendiole, und Glucoside, Gerbstoffe

 

Alle Wirkungen der Brennnessel auf einen Blick:*
Kraut, Blätter: Eisenlieferant, entzündungshemmend, Erhöhung der Harnsäureausscheidung, entwässernd, blutreinigend, blutbildend, Erhöhung der Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse, Steigerung der Harnmenge, Senkung des Körpergewichts, Förderung der Wundheilung, reinigt Lunge, Magen, Darm, pflegend und stärkend für Haare, Kopfhaut, Kopfschuppen, fettiges Haar
Samen, Früchte: Stärkung und Kräftigung nach Schwächezuständen, leistungssteigernd, kräftigt Haare und Nägel, Kräftigung und Leistungssteigerung bei Tieren, als Futterzusatz bei Tieren
Wurzel: ausgeleichend auf den männlichen Hormonstoffwechsel, entzündungshemmend, Hemmung der Aromatase, antiproliferativ auf Prostatagewebe, Verminderung der Bindungskapazität des sexualhormonbindenden Globulins (SHBG), Hemmung der Bindung von Dihydrotestosteron (DHT) an den zytostolischen Androgenrezeptor der Prostata, Hemmung der Bindung von SHBG an humaner Prostatamembran, immunmodulierend durch T-Lymphozyten-Stimulierung und TNF-Freisetzung aus Makrophagen, Erhöhung des Miktionsvolumens, Erhöhung der Harnflusses, Erniedrigung der Restharnmenge

 

Alle Einsatzgebiete der Brennnessel auf einen Blick:*
Kraut, Blätter: Frühjahrs- und Abnehmkuren, Anämie, Blutarmut, Schwächzustände, Rheuma, Gicht, Arthrosen, Diuretikum, Beschwerden beim Harnlassen, Ödeme, als Durchspülungstherapie bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege, für die Durchspülen und Vorbeugung von Nierengrieß, bei Lungenblutungen, Blutspucken, Blutharn, Hämmorrhoidenblutungen, chronischen Hautleiden, Achseldrüsenentzündungen, Nesselausschlag
Samen, Früchte: Tonikum, Aufbau- und Kräftigungsmittel, Haar-, Fellpflege, Leistungssteigerung
Wurzel; Stadium I und II der beginnenden Prostatahyperplasie, Miktionsbeschwerden, Blasenschwäche, Prostataschwäche
Die homöopathische Zubereitung Urtica wird bei urtikaartigen Hautausschlägen, harnsaurer Diathese, Gicht, Muskelrheumatismus und Milchmangel empfohlen. Das Mittel wirkt auf Haut Nieren, Brustdrüsen, Muskeln und Gelenke.

*aus Heilpflanzen der Traditionellen Europäischen Medizin, Angelika Prentner, 2017, S. 265

 

Frauengesundheit

Die Frauengesundheit unterliegt einem ständigen Wechsel und hormonellen Veränderungen. Durch Menstruation, Geburten und Wechseljahre kann der Eisengehalt im Blut sehr durcheinander geraten. Besonders schwerwiegend kann sich dies bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung gestalten. Hier kommt wieder unsere geliebte, wilde Kriegerin mit ihrem hohen Eisen- und Eiweißgehalt zur Hilfe. Schon lange wird die Brennnessel für die Frauengesundheit eingesetzt. Schon Leonardus Fuchs, ein Humanmediziner aus dem 16. Jahrhundert empfiehlt die Brennnessel bei starker Menstruation. Maria Treben rät bei Blutarmut und Anämie sowie in den Wechseljahren zu einer Teekur: „morgens nüchtern eine halbe Stunde vor dem Frühstück und 1 – 2 Tasse tagsüber schluckweise trinken“.
Natürlich kann sich die Frühjahrs- und Herbstkur auch hier als sehr hilfreich erweisen. Auch ein Bernnessel-Smoothie oder Brennnessel-Spinat, mindestens 1 – 2 mal pro Woche genossen kann die Eisenwerte verbessern und so zur Kräftigung der Frau betragen.

 

Männergesundheit und Manneskraft

Für die Männergesundheit hält unsere wilde Amazone ihre Samen, Pollen und Wurzeln bereit. Ihre Samen gelten schon sehr lange als Vitaltonikum und Aprodisiakum. Wir haben schon gehört dass Dioskurides in seiner Materia Medica die Brennnesselsamen zur Förderung der Liebeslust beschrieb. In der heutigen Zeit werden sie manchmal als natürliche Alternative zu Viagra bezeichnet. Die wertvollen Inhaltsstoffe der Brennnesselsamen steigern aber nicht nur die Potenz des Mannes sondern auch die Fruchtbarkeit der Frau. Die Brennnesselwurzel hingegen schützt den Mann vor altersbedingter Vergrößerung der Prostata.

 

Schöne Haare, schöne Haut

Schon unsere Großmütter wussten um die Wirkkraft der Brennnessel auf unsere Haare und unsere Haut. Sie hielten sich an die Gesetze des Jahreslaufs und machten im Frühjahr und im Herbst eine Brennnesselteekur. Und natürlich spülen sie Haare und Haut ebenso mit dem Tee. Pfarrer Kneipp hat die Brennnessel als Haarwuchsmittel und als Spülung für glänzendes Haar besonders gelobt und hat folgendes Rezept dafür aufgeschrieben:
„200 g frisch geschnittene Brennnesseln werden in einem Liter Wasser eine halbe Stunde lang gekocht und der Absud wird dann abgeseiht. Mit dieser Flüssigkeit soll man sich vor dem Schlafengehen den Kopf waschen.“
Die strukturierenden Kräfte der Brennnessel schenken uns elastische Haut, volles Haar und feste Fingernägel. Die Brennnessel hat, neben dem Schachtelhalm den höchsten Gehalt an Kieselsäure. Diese ist wichtig für den Aufbau von Bindegewebe, Knochen und Knorpel. Bei einem Mangel an Kieselsäure wird das Bindegewebe schlaff, Cellulite entsteht, die Fingernägel werden brüchig und die Haare beginnen stumpf zu werden und auszufallen. Spätestens jetzt ist es Zeit für eine aufbauende Brennnesselkur!

 

Stress und Burn Out

Hektisch ist sie geworden, unsere moderne Zeit. Voller Reize aus digitaler Dauerbeschallung, steigenden Anforderungen, Überforderung, Überinformation und Überangebot an Bildungsmöglichkeiten und Freizeitbeschäftigungen. Laut ist es geworden und die Umweltverschmutzung hat katastrophale Zustände erreicht. Dazu kommt, dass wir uns viel zu wenig bewegen, zu viel sitzen und kaum mehr Sonnenlicht und frische, saubere Luft genießen. Die schlechte Ernährung durch Fertiggerichte und wenig lebendige Nahrung aus dem Supermarkt tut dann ihr Übriges (alles was im Kühlschrank länger als 3 Tage frisch bleibt ist nicht „lebendig“). Unser Mikrobiom (die Bakteriengesellschaft in unserem Darm, auch Darmflora genannt) verkümmert und unser Immunsystem wird schwächer und schwächer. Körper, Geist und Seele kommen völlig aus der Balance und um diesen Zustand zu kompensieren greifen wir oft auch noch zu Alkohol, Süßigkeiten, Kaffee und Zigaretten. Müdigkeit, Abgeschlagenheit und kränklich sein wird zur Gewohnheit bis ein Arztbesuch nötig wird und eine Diagnose wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Gicht, Arteriosklerose, Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall gestellt wird. Auch hier kämpft unsere Amazone um unser Leben und kann uns, frisch und oft genossen von einem Burn-Out und dessen Folgeerscheinungen befreien.

Wie ich schon erzählt habe, hat mir die Brennnessel meine Lebenskraft und Lebensenergie nach einem Burn-Out wieder zurückgegeben. Ich habe täglich einen 1/2 l Brennnesselsmoothie getrunken und so oft wie möglich Brennnesselspinat, Brennnesselstrudel oder andere Gerichte mit Brennnessel genossen. Beim täglichen Brennnessel-Sammeln kam ich zu Ruhe und konnte mich in der frischen Luft bewegen. Die frischen Brennnesseln, sowie alle anderen frisch gesammelten Pflanzen sind mit einem sogenannten Biofilm überzogen, bestehend aus unzähligen Mikroorganismen die unser Mikrobiom so dringend benötigt. Die frisch gepflückten Pflanzen sollten daher nur in Notfällen gewaschen werden. So bleiben die Mikroorganismen erhalten und unser Mikrobiom kann die neuen, frischen Freunde zum Aufbau unserer Immunsystems gleich mithelfen lassen.

 

REZEPT BRENNESSEL SMOOTHIE

Zutaten für ca. 1 Liter:
2 Doppelhände frische Triebspitzen der Brennnessel
1 Handvoll Melissen- oder/und Pfefferminzblätter
1 – 2 Stk. Äpfel
1 Stk. Banane
1 cm frischer Ingwer
1/2 Zitrone, Saft
Zubereitung: Äpfel in Stücke schneiden (Kerngehäuse kann ruhig mit verwendet werden), Banane schälen und in Stücke schneiden. Zuerst Äpfel, Bananen, Ingwer und Zitronensaft in den Mixer geben, danach die grünen Blätter (so kann der Mixer besser arbeiten). Alle Zutaten im Hochleistungsmixer ca. 1 min. pürieren. Sofort genießen und neue Kraft tanken.

 

REZEPT BRENNESSEL SPINAT

Zutaten für 2 Personen:
4 – 5 Handvoll frische Triebspitzen der Brennnessel (kann auch mit Giersch gemischt werden), grob gehackt
1/2 Stk. Zwiebel, klein geschnitten
2 Stk. Knoblauchzehen, fein gehackt
1/2 TL Steinsalz
Zum Abschmecken: Muskatnuß, Kümmel, Pfeffer
Olivenöl zum Anbraten
Zubereitung: Olivenöl in einem Topf erhitzen, Zwiebel anbraten, Knoblauch dazugeben und kurz mitbraten. Brennnesselblätter dazugeben und zugedeckt etwa 5 – 10 Minuten dünsten, immer wieder umrühren. Mit den Gewürzen abschmecken, eventuell etwas Creme Fraiche oder Schlagobers dazugeben.

 

Rheuma, Gicht und Arthrose

Hervorgerufen durch entzündliche Prozesse entstehen die schmerzhaften rheumatoiden Erkrankungen und Gelenksentzündungen. Wieder erweist sich unsere tapfere Kriegerin als äusserst hilfreich. Vor allem ihre Blätter, als Tee oder Frischpresssaft genossen können eine schnelle Ausleitung von Entzündungsstoffen über die Nieren bewirken. Auch Brennnesselpüree oder -spinat mit der schmerzlindernden, entzündungshemmenden Wirkung sind eine große Hilfe. Zum Einsatz kommen hier vor allem die Kaffeesäurederivate, deren Gehalt durch das Kochen offenbar noch größer wird. Diese Derivate hemmen die Bildung von Prostaglandinen und Leukotrinen, was den Entzündungsprozess zum Stoppen bringt und die Entzündung so abklingen lässt. Brennnesseltee, kurmäßig über den Tag verteilt getrunken, ist ebenfalls ein guter Weg die entzündlichen Stoffe auszuscheiden und somit das Risiko degenerativer Krankheiten zu senken.

Eine weitere Anwendung gegen Gelenksschmerzen ist die Urtikation. Sie wird in der Naturheilkunde schon lange gegen Rheuma und Gicht angewendet. Bei dieser Anwendung werden die betroffenen Stellen mit frischen Brennnesselruten gepeitscht, bis eine Histaminreaktion mit Bläschenbildung auf der Haut ausgelöst wird. Ob es die Immunreaktion oder die geförderte Durchblutung ist, die zu Schmerzfreiheit und einem Abklingen der Entzündung führt ist nicht bekannt. Hauptsache es wirkt!

 

Verwendung in der Küche

Die Brennnessel wird zurecht als heimisches Superfood Nummer 1 bezeichnet. Superfoods sind Pflanzen mit einer herausragend hohen Nährstoffdichte, und einer außergewöhnlichen Kombination von Inhaltsstoffen. Zu ihnen zählen z.B. auch die Hanfsamen und Honig – zwei weitere heimische Superhelden.

Die Brennnessel ist neben den Hanfsamen und der Blaualge Spirulina einer der besten Eiweißlieferanten in der Pflanzenwelt. Zudem enthält sie alle essentiellen Aminosäuren in einer, für den Menschen optimalen Zusammensetzung. Ihr hoher Eisengehalt, der von unserem System optimal verstoffwechselt wird, ist ein Segen für unsere durch Stress und Überreizung ausgelaugten Körper. Wie alle anderen Wildpflanzen enthält die Brennnessel eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe, die eine besonders wichtige Funktion erfüllen. Sie nähren und erhalten die Gesundheit unseres Mikrobioms. In unserem Darm leben in etwa 2 kg Mikroorganismen die für die Aufschlüsselung und Verwertung unserer Nahrung zuständig sind. Diese Kleinstlebewesen benötigen frische, lebendige Nahrung, vor allem Wildkräuter und Blattgemüse, Gemüse und Obst. Wenn unser Mikrobiom an Mangel leidet, führt dies zu Immunschwäche, Nervosität, Allergien, Burn-Out und Schlaflosigkeit.
Soweit braucht es jedoch nicht zu kommen, denn mittlerweile gibt es viele schmackhafte Rezepte und Zubereitungen rund um die Brennnessel. Und die Tatsache, dass sie uns fast das ganze Jahr zur Verfügung steht, macht die Sache noch einfacher!

 

PRAXISTEIL

Sammeln

Ob in der Stadt oder am Land, die Brennnessel ist ein Kulturfolger und dem Menschen immer nah. Man muss bestimmt nicht lange suchen und kann sie auch mit keiner Giftpflanze verwechseln. Für die Vorratssammlung eignet sich am besten ein trockener, sonniger Tag. Wird die Brennnessel zum sofortigen Verzehr gesammelt, kann auch an einem feuchten, wolkigen Tag gesammelt werden.

Um möglichst unversehrt aus den Brennnesseln zu kommen, empfiehlt es sich entweder viel Zeit oder Handschuhe und feste Kleidung mitzubringen. Wer viel Zeit hat, kann die Blätter vorsichtig, mit bloßen Händen pflücken und durch die stärkere Durchblutung der Hand, mit all ihren Reflexzonen, gleichzeitig das Immunsystem stärken. Achtung: Je fester zugepackt wird, desto weniger tut´s weh. Wer sich lieber schützen möchte, nimmt Handschuhe und Gartenschere mit. Man kann sich auch mit Kokosöl einschmieren um das Brennen zu vermindern und sich gleichzeitig vor Zecken zu schützen.

Wir sammeln immer nur die jungen Triebe und davon nur die obersten 2 – 3 Blattpaare. Unsere liebe Kriegerin ist eine Nitratsammlerin und lagert das Nitrat in den älteren, dunklen Blättern ab. Aus diesem Grund sollte auch nicht auf gedüngten Wiesen gesammelt werden. Auch von Feldern mit konventionellem Anbau halten wir mindestens 5 Meter Abstand.
Die immer in Gruppen wachsende Brennnessel hält sich sehr gerne an den Rändern sonniger Wiesen, an Waldrändern, auf Böschungen und Brachflächen auf. Dort ist sie am einfachsten zu finden und wenn man „seine“ Brennnessel-Gruppe gefunden hat, ist es am besten immer wieder dort zu ernten. Durch diese „Pflege“ wachsen immer wieder junge Blätter nach.

 

Urban Gardening

Keine Pflanze eignet sich perfekter als die Brennnessel, um im Garten oder auf dem Balkon angepflanzt zu werden. Sie hat keine großen Ansprüche, wächst rasch und vor allem immer wieder nach. Je mehr geerntet wird, desto besser wächst sie.
Und unsere wilde Kriegerin in Griffweite zu haben und somit jederzeit Zugang zu ihren Vitalstoffen zu haben, ist einfach unbezahlbar.
Ob in einem großen Kübel, Tontopf, ob in Paletten-Containern oder Hochbeeten, unsere Amazone ist da nicht heikel. Sie breitet sich sehr rasch aus und wächst jedes Jahr üppiger. Da wir ja jeden Herbst ein paar von den Wurzeln ernten, kann sie sich auch nicht ungewollt zu sehr ausbreiten. Falls ja, einfach die kriechenden Wurzeln im Herbst entfernen.
Eine wunderbare Gemeinschaft bildet sie, so wie in der Natur auch, mit dem Giersch. Eine perfekte Kombination für Grüne Smoothies, Wildkräutersalate, -suppen und -spinat.

 

DIE BOTSCHAFT DER BRENNNESSEL

Der Kontakt mit der Brennnessel fordert unsere Aufmerksamkeit ganz plötzlich: nur eine zarte Berührung und schon bündelt sie unser konzentriertes Bewusstsein. Die Brennkraft der Brennnessel entfacht das innere Feuer, stärkt die schöpferische Willenskraft, verleiht als Tonikum mehr Power (und sexuelle Kraft).
Die Brennnessel stärkt das Feuerelement, erwärmt das vor emotionaler Kälte erstarrte Herz für neue Leidenschaft und Intensität der Emotionen. Die feurige Pflanze hilft innere Ressourcen zu erschließen und die ureigenste Kraft und Individualität zu leben. Die Brennnessel hilft negative, zerstörerische, aggressive Energie in Form von Selbstüberwindung und Willensstärke in schöpferische, kreative Energie zu verwandeln. Das strukturierende Feuer der Brennnessel hilft reizbaren, unzufriedenen Menschen einen Blick für die schönen und positiven Aspekte des Lebens zu entwickeln. So wie sich der zuerst schmerzhafte Hautkontakt der Brennnessel in wohltuende Wärme transformiert, löst die Brennnessel geistige und emotionale Stauungen auf und lässt auch auf seelischer Ebene Energien und Lebensfreude z.B. nach traumatischen Erlebnissen wieder fließen. Sie fördert die Transformation vom starrköpfigen, zynischen, engstirnigen Ego zur harmonischen, wohltuenden Selbstentfaltung des eigenen Potentials. Die Pflanze lädt zur ehrlichen Selbstreflexion ein, um schmerzhafte, aber notwendige Änderungen im Leben anzugehen.

(Zitat: www.heilkraftderalpen.org)

2 Meinungen zu “Die Brennessel – die Amazone unter den Wildkräutern

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